1906 wurden
vom Dortmund-Ems-Kanal her die
Arbeiten an der großen West-Ost-Transversale des Mittellandkanals
aufgenommen. Nun erhob auch das Großherzogtum Oldenburg Anspruch auf
Anschluß an das Wasserstraßennetz der nordwestdeutschen Kanäle.
Tatsächlich gab es in dem Moorgebiet östlich der Ems bereits den
Hunte-Ems-Kanal, der sich allerdings nur für den Verkehr kleinerer
Fahrzeuge eignete. 1920 ergriffen die Oldenburger, die in dem
Kanalplan nicht vorgesehen waren, selbst die Initiative, indem sie die
bestehende Fahrt nach dem Vorbild des Dortmund-Ems-Kanals für Schiffe
bis 600t ausbauten. Die Reichsregierung belohnte das Engagement nicht
nur dadurch, daß sie den Kanal in die Liste der Reichswasserstraßen
aufnahm. Sie führte auch weitere Wasserbaumaßnahmen durch, wozu
unter anderem der Bau einer neuen Schleuse bei Oldenburg gehörte.
Während also im Osten mit dem Übergang zur Hunte der Zugang zur
Weser hergestellt wurde, endeten die Bauarbeiten im Westen - bedingt
durch regionale Interessenkonflikte - vor dem Dortmund-Ems-Kanal.
Erneut ging Oldenburg mit dem Bau eines Entwässerungsgrabens zur Ems
in Vorleistung. Wiederum nahm sich Reichsregierung 1926 der Sache
an. Jetzt erwies sich die Verlegung des Dortmund-Ems-Kanals aus
der Ems in einen Seitenkanal als Hindernis, so daß es schließlich
fast ein weiteres Jahrzehnt dauerte, bis der Kanalstrecke 1935
durchgängig befahrbar wurde.
Als der Küstenkanal 1949 als Bundeswasserstraße in die
Zuständigkeit der neuen Wasser- und Schiffahrtsverwaltung fiel, waren
die Instandsetzungsarbeiten schon im Gang, denn der Kanal hatte sowohl
durch den Schiffsverkehr als auch durch den Krieg gelitten: jener
hatte die Böschungen, dieser hauptsächlich die Brücken zerstört.
1952 konnte der Verkehr wieder verhältnismäßig ungehindert
fließen. Dafür wurden jetzt die Schiffe größer und ein neuerlicher
Ausbau war absehbar. 1965 wurde der Küstenkanal daher in das Programm
einbezogen, das den Ausbau der Kanäle der Klasse IV für Schiffe von
1350t zum Ziel hatte. Als die Arbeiten 1985 abgeschlossen wurden,
hatte sich der Verkehr, der Anfang der sechziger Jahren mit 6
Millionen Tonnen seinen Höhepunkt erreicht hatte, wieder halbiert.
Der Neubau der Schleusen bei Dörpen und Oldenburg erschien daher
verzichtbar.
Der Küstenkanal, der auch wichtige wasserwirtschaftliche Aufgaben
bei der Entwässerung des Moors erfüllt, war und ist ein
Durchgangskanal für den Verkehr zwischen Ems und Weser, etwa für den
Transport von Kohle aus dem Ruhrgebiet nach Bremen. Zwar stand für
diesen Zweck auch der Mittellandkanal zur Verfügung. Aufgrund der
unsicheren Wasserverhältnisse auf der Weser zogen viele Schiffer aber
den Weg über den Küstenkanal vor. Dabei nahmen sie auch die
Schleusen und die Fahrt über die kurvenreiche Hunte zur Unterweser in
Kauf. |