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Der Bönder gehört zu den niederrheinischen Samoreusen und entstand an den Hauptbauplätzen in Millingen, Druten und Leemoen bzw. Werften an Noord und Ijssel. Im Unterschied zur Samoreuse  erscheint der Bönder im 2. Viertel des 18.Jahrhunderts auch am Mittelrhein, so er auch auf den Werften von Mondorf und Schwarz-Rheindorf gebaut wird. Hinsichtlich der Etymologie bevorzugt K.Schwarz die Zurückführung von 'Bönder' auf das holländische 'bun' oder 'beun', bzw. das niederrheinische 'bünne', womit ein Fischbehälter an Bord eines Fischereifahrzeugs bezeichnet wird. Er verweist dabei auf ähnliche Typenbezeichnungen in Friesland, wie z.B. Bunschuit und Böhn. Schwarz schreibt weiter zur Form des Bönder:
"Entsprechend seiner Zugehörigkeit zur Familie der Samoreusen besaß der Bönder in seiner Bauart alle Merkmale dieses Typs. Seine besonderen Kennzeichen erhält er durch seine im Vergleich zu den übrigen Samoreusentypen geringere Größe und die Gestaltung des Bugs.

PhotoDie Bugkaffe des Bönders ist im Gegensatz zu den Kaffen der Amsterdamer Samoreuse und des Rotterdamers sehr schmal. Ihre größte Breite an der vorderen 'Heftnaht' betrug nur etwa die Hälfte der größten Breite im Boden, so daß die vorderen 'Gespannborde' hier besonders stark zugebogen waren. Gleichzeitig war das Vorschiff des Bönders  weit mehr vorgezogen und besaß stärkeren Decksprung als das der bisherigen Samoreusentypen. Dies ergab die für den Bönder charakteristische stark gewölbte und schräg gegen den Wasserspiegel liegende Vorderkaffe. Eine Nebeneinanderstellung der drei Samoreusentypen, der Amsterdamer Samoreuse, des Rotterdamers und des Bönders würde innerhalb dieser Schiffsformen drei verschiedene Schlankheitsgrade der Bugausbildung erkennen lassen. Zwischen den stumpfen, steil gestellten und fast gerade Bug des Rotterdamers und dem schlanken, hochgezogenen und schräg gegen die Horizontale sich wölbenden Vorschiff des Bönders stellt die Bauart der Amsterdamer Samoreuse etwa die Zwischenstufe dar.
Eine weitere Eigenart des Bönders besteht darin, daß der Gangbord, zumal im 18.Jahrhundert, hier häufig außenbords angebracht war. Auf die Länge der Ladeluke war er durch Knaggen auf das 'Gebörd' abgestützt. ...
Einmastige Bönder waren im allgemeinen seltener. Der zweite kleinere Besansmast stand an der Rückwand des Buddem vor den hinteren Rangen, die das 'Gewinde' tragen. Im 18.Jahrhundert besaßen beide Maste Spriettakelung, später erhielt der Besansmast ein Gaffelsegel. Im 19.Jahrhundert wurde auch das Spriet des Hauptmastes durch Gaffel und Giegbaum ersetzt. Der Bönder zeigt in der Takelung somit dieselbe Entwicklung wie die schweren Samoreusen, nur um einige Jahrzehnte versetzt, entsprechend seinem gegen den Mittelrhein vorgeschobenen Wirkungsbereich. Daher ist es zu erklären, daß die Bönder um 1800 noch fast durchweg Spriettakelung an beiden Masten führen. Die übrige Takelung war bei den großen Böndern dieselbe wie bei den schweren Samoreusen. Zu Berg wurde als Hauptsegel das 'Schobersegel' [Hauptsprietsegel], zu Tal das 'Fahrsegel' [Große Rah am Hauptmast] gesetzt.
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Herman gibt 1820 die Länge der Bönder an einer Stelle zu 22 bis 31 m, ihre Breite zu 4,60-6,20m und ihre kleinste Seitenhöhe zu 1,90-2,80 m an und ihre Tragfähigkeit zu 500-100 t. Diese Angaben dürften Durchschnittsmaße sein. Aus erhaltenen zeitgenössischen Modellen ergibt sich, daß schon am Ende des 18.Jahrhunderts die Länge der Bönder bis zu 36 m und ihre Breite bis zu 6,40 m betrug. Der Schlankheitsgrad schwankte zwischen 1:5 und 1:8.
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Der Bönder hat im Laufe der Entwicklung eine Reihe von Wandlungen durchgemacht, die jedoch schon in das 19.Jahrhundert fallen und daher an anderer Stelle zu behandeln sein werden. Es sei aber hier schon vorweggenommen, daß sich der Bönder nach Verschwinden des Amsterdamers und Rotterdamers als einziger Samoreusentyp bis ans Ende des 19.Jahrhunderts gehalten hat und auch als einziger und letzter Typ dieser Gruppe vom Eisenschiffbau übernommen wurde."

K.Schwarz, Typenentwicklung, S. 85ff.