Nachrichten von dem Gang des Niederrheinischen Holländer Holzhandels, den jetzt lebenden Holländer Holzhändlern, von Bereitung der berufenen Stück- und Kapital-Flöze, dem Personale, Aufwand und Verkauf des Holzes in Dordrecht.
Schon in dem Jahre 1785 bestimmte mich eines Theils die so genaue
Verbindung des Schwarzwälder - und darunter sonderheitlich unsers dortigen
provinziellen wirtembergischen Flozholzhandels mit dem berufenen wichtigen
Hollander Holz-Handel, anderntheils der vortrefliche Aufsatz, mit welchem
die geschickte Feder des Fürstlich Hessischen Cammerrath, Herrn Hyppedens
den Leser auf das angenehmste über diesen Gegenstand in Schlözers
Staats-Anzeigen 1. B. l. H. unterhält, den lichten Fußtapfen meines
geistigen Vorgängers nachzugehen, und die mir hierüber bekannt gewordene
weitere Nachrichten und Materialien in der Absicht zu benutzen, um diesen
Gegenstand so viel möglich zu vervollständigen, welche Sammlung ich sogar
einsweilen nur für mich drucken, durch wichtige Beweggründe zurück
gehalten, indessen nicht öffentlich erscheinen ließ, sondern lieber den
Entschluß fassen wollte, hierauf etwas mehrere Muse zu verwenden, als ich
bisher nicht konnte, und sodann erst den Lebhabern des Forst- und
Flozwesens in einer günstigeren Gestalt diese Abhandlung darzustellen.
Zu meiner grossen Verwunderung erlaubte man sich mittlerweile, in dem
vorigen Jahres erschienenen 1. Stück 1. Stück der Forst- und
Jagd-Bibliothek, ohne Wissen und Willen meiner davon Etwas einzurücken,
wobey es übrigens gienge, wie es bey dergleichen Kapereyen meistens zu
geschehen pflegt; man erhaschte nur hie und da Bruchstücke heraus, oder
wollte wenigstens die Prise zu decken, meinen Aufsatz geflissentlich nicht
ganz darlegen, genug, er erschien sehr verstümmelt, und was die Hauptsache
für einen Liebhaber ausmacht, ohne die beede Kupfer, die man nicht zu
erhalten wußte.
Durch diesen Vorfall demnach sogar herausgefordert, übergebe ich hier
eine Arbeit, in die Hände des Publikums, so gut ich sie habe.
Bekanntlich wird durch die darzu privilegirte Calwer Holz-Gesellschaft,
Johann Martin Vischer et Compagnie sowohl auf dem Nekkar, in welchem sich
die Schwarzwalder Floßgewässer, Nagold, Eyach, Eng, etc. ergießen, als
auch auf dem Rhein, in welchen die Murg fallt, der Schwarzwalder
Flozhandel ausschließlich betrieben. Hier konnte ich nun den Liebhabern
den Gang dieses Flozwesens, von seiner Quelle an, nemlich von den
unterschiedlichen Gewässern des Schwarzwaldes bis in den Rhein und Nekkar
selbst, nicht anschauender darstellen, als wenn ich im Stande wäre,
denselben eine hydrographische Waldfloz-Karte in die Hand zu geben, darinn
nach der Vogel- oder Cavalier-Perspectiv (vûe d'oiseau) die Höhe und
Grundfläche der Berge mit den fuhrbarsten Bergwegen, der Ursprung, die
Stärke und Fall der flozbaren grösern und kleinern Gewässer, die
Trieb-Seen, und Wasserstuben, alles dieses aber in Verbindung mit dem
Holzbestand der nächstgelegenen Waldungen angezeigt und beym Aufnehmen der
grösten Parthien nur wie von dem Ingenier bey einem Situations Plan zu
Werk gegangen worden wäre, der Meßkünstler aber hiebey entweder selbst den
eigentlichen Gesichtspunkt inne gehabt, oder unter Sachverständigen Augen
seinen Plan gefaßt hätte; wie belustigend und zugleich unterrichtend wäre
eine solche Uebersicht für den Liebhaber, und was geringeres für den
dirigirenden Staatsmann als ein sicherer Wegweiser zur Fassung
zweckmäsiger und ausführbarer Maaßregeln, oder zur richtigen Prüfung der
Vorschlage anderer über das Holzgeflöz, den Holz-Transport, oder andere
dabey eintretende Lokal-Umstände? Eine solche Karte habe ich nicht, und
ich zweifle, ob jemand, unerachtet man unserm Lande die Ehre lassen muß,
daß selbiges einen sehr hohen Grad der Vollkommenheit in Flozgeschäften
für andern Provinzen voraus hat; besitzet man indessen Berg. Post, Forst,
und Chaussee-Karthen, warum sollten wie nicht auch zum Behuf dieses so
wichtigen Geschäftes eine so eben gedachte Karte hoffen dörfen. Durch
einen allgemein anerkannten geschickten Betrieb der Holz-Handels-
Gesellschaft in Calw ist dieser für das Innland fo interessante Activ-
Handel seit langen Jahren in dem blühendsten Zustand unterhalten, was sich
von dem Betrieb durch einzele Privat-Händler niemals gewärtigen läßt; es
handelt diese Gesellschaft auf dem Rhein und Nekkar mit einer
beträchtlichen Anzahl Holländer und Gemein-Holzes, welches sie in
wirtenbergischen, Baadischen und Adellichen Waldungen in accordirten
Preisen erkauft; die Holzgattung besteht übrigens meistens aus Thannen und
Forren, und nur aus wenigem Eichenholz; diejenigen Flöze, welche auf der
Murg in den Rhein kommen, werden in kleinern bis Stein-Mauren woselbst die
Murg sich in den Rhein ergießt, gebracht, dorten ausgezogen, und
aufgebollerrt, das heißt - Schichtenweis auf einander gesetzt, oft wird
das Holz hier schon einem Holländer Factor käuflich übergeben, oft aber
auch in größern Flözen bis Mannheim gebracht, auf welcher Reise eben
diejenige Zollstätte zu passiren sind, deren unten bey dem Gernsbacher
Handel gedacht wird; was aber auf dem Nekkar verflözt wird, gehet von
Pforzheim, als dem ersten Sammelplaz der Nagold- und Enzflöze in größeren
Flözen von Wirtenbergisch und Baadischen Flözern in Fracht genommen, durch
die benannte innländische Zollstätte.
Zu Jaxthausen, wo die beschwerliche Flozgassen der Mühlwöhren auf dem
Nekar vorübcr, werden sodann wiederum aus diesen Flözen breitere, oder
Thalflöße durch Aneinanderstellung dreyer Enzflöße gemacht. Die Auslage
von Pforzheim bis Laufen rechnet der Frachtflözer vor die Helfte seiner
ganzen Fahrtkosten, nach Mannheim, bis wohin ihm ausser den innländischen,
noch die drey ausländische Zollstätte, Hailbronn, Nekkeroels, und
NekkarGmünd zu durchfahren übrig, und weniger kostbar als die Innländische
sind.
Auch auf der Kinzig flözt die Kompagnie, aber nicht ausschlüßlich, und
meistens Forrenholz, indem die Schifferschaft in dem Wirtembergischen
Schiltach, und fürstenbergischen Wolfach zum Selbstbetrieb des Holzhandels
auf diesem Fluß unfürdenklich berechtigt, welcher durch eine besonders
gedruckte musterhafte Schifferzunftordnung von 1766 geordnet ist.
Indessen sind die wirtenbergische, fürstenbergische und österreichische
Hölzer, welche letztere liefern, nichts beträchtliches für den Holländer,
was von der Kinzig kommt, gehet über Kehl, und von dort weiter in den
Rhein nach Mannheim. Welche Stadt dem Schwarzwälder Holzhändler eben das,
was den Rheinisch- und Holländischen - Dordrecht ist; da sammlen sich beym
Zusammenfluß des Nekkars und Rheins derselben Flöze zur Uebergab an den
Unterrheinischen Holländer Holzhändler, welcher auf diesem Platz mit dem
Eigenthum der Hölzer zugleich alles weitere Risico übernimmt. Für alle
Gefahr gesichert, könnte man daher den Handel der Kalwer Gesellschaft
halten, wenn nicht das Holzlager in Steinmauren und Mannheim der großen
Gefahr beym Eißgang und bey Ueberschwemmung, was sich in den letzteren
Jahren so oft und so derb ereignete, unterworfen wäre, und nicht das
Creditiren von 50. 80. bis 100 m. fl. bey dem Holländer Flozherrn - die
man eines Theils nur dem Ruf, und also äusseren Wahrnehmungen nach kennen
kann, und andern Theils auch bey aller Solidite durch unglückliche
Flozreisen aus reichen Leuten Bettler werden können, unvermeidliche Gefahr
auf sich hätten. Nothwendig muß daher neben praktischer Handelskenntniß
und einem grosen Credit, ein noch gröserer baarer Fond darliegen, solche
Stösse ohne Umsturz des ganzen Handels auszuhalten. Wesentliche
Erfordernisse welche sich bey ungeübten, wenn schon vermöglichen Alltags
Holzhändlern nicht zusammen treffen.
Ich muß hier voraus sagen, daß Thannen und Forren - die verhälmißmäsige
wenige Mast- oder Kapital-Forren vön 86. und mehr Fuß lang und gegen 18
Zoll dick abgerechnet - kein eigentlicher Waaren Artikel für den Holländer
sind. Zu den grosen Kriegs und Kauffarthey-Schiffen werden viel mehr die
nordische Mast-Forren beygeführt, und wann zu Zeiten Pontoppidans, eine
dergleichen auf zw. bis 200 Rthlr bis nach Holland zu stehen kam, so mag
nach jezig erhöheten Preisen solche wenigstens auf 300 Rthlr zu stehen
kommen, wenigstens wurde im Jahr 1782 eine solche Mastforle in den
französischen Seehäfen von 8 bis zu 900 fl bezahlt.
Im Ganzen wäre also unser Thannen- und Forrenholz nur der Wagen, um das
specifisch unflotte Eichenholz, entweder in Verbindung mit und zwischen
jenem oder auf demselben als Oblast in ganzen Rüthen und Stückhölzern
fortzubringen.
Nur in den nordischen Gegenden werden hie und da kleine Kauffarthey
Schiffe - die oft kaum eine Fahrt bis Holland ausdauren, von Föhrenholz
erbaut, in Holland nicht.
Da nun der Schiff-, Vestungs- und Häuserbau eine ungeheure Menge
Eichenholz erfordern, die Schiffe auf den Werften fast einig davon erbaut,
und zu Schreinerarbeiten, sonderlich die Stückhölzer in Furnir geschnitten
werden, überhaupt aber selbiges ein in seinen Heimat-Gegenden abnehmendes
ja in ganz Deutschland seltenes Natur- Geschenk zu werden beginnet, so mag
man daraus den ausschweifenden Preis in Holland schon ohne Berechnung
folgern, und dem Spekulanten wird allerdings gelohnet, welcher sein
Eichenholz dem höhern Erlös gegenwärtiger Zeiten aufzubewahren gewußt hat.
Aechte Abkömmlinge der berufenen Wälder unserer alten deutschen Vätter
sind freylich dahin, und Caesar würde sich beym Anblick derselben jezo
eben so sehr über das was sie nicht mehr sind wundern, als er sich vor
etwa 2000 Jahren über das was sie waren gewundert hat. Baum an Baum müssen
da die Wodans Eichen gleich einer Collossalischen Säulenordnung aneinander
gereyht gewesen seyn.
Was unser Land übrigens für Raritäten von Eichenholz besessen, beweiset
ein im Jahr 1783 aus dem Liebensteiner Forst an die Hailbronner
HolzGesellschaft Merklin et Compagnie verkaufter Stamm von 60 Fuß lang,
und 5 Fuß dick, welcher samt dem Transport nach NekkarsUlm auf 350, zu
Andernach aber nach kubischem Innhalt immer noch auf 567 und als eine
Seltenheit wohl auf 8 bis 900 fl zu stehen kam. Allerdings ein um so
wünschenswerthes Product, als der Erlös von Eichen- gegen dem von
Thannenholz gleicher Maße nicht selten in zehenfachem Wehrt stehet. Nur
dünkt mich, daß während dem wir nicht ohne gerechten Unwillen auf die
nachläsige Eichenholz Pflege und Verschwendung unserer unmittelbaren
Vorfahren zurück sehen, wir, des eigenen Balkens uneingedenk, die alte
Pflege in unbegreiflichem Schlummer auf eine ähnliche Weise bey den
fürtrefflichsten und zweckmäsigsten landesherrlichen Verordnungen nur
fortsetzen.
Schon 1598 ergieng eine Herzoglich Wirttmbergische Verordnung, den
Eichenverbrauch, sonderlich beym Bauen einzuschränken, und ohnerachtet der
mehrfältigen geschärfteren Wiederholung neuerer Zeit scheint man doch nur
zu spät klug werden zu wollen.
Die Pfalz, der Westerich, mit andern mittelrheinischen Ländern haben
noch vorübergehendes Vermögen, der Holländischen Bedürfniß in etwas
auszuhelfen; ohne das Flozfahrzeug - das Nadelholz würde indessen dieser
Artikel dem Hollender nur mehr und weniger kostbar, als Mahaoni und
Ebenholz seyn.
Die gewichtigsten Holländer-Holzhändler auf dem Rhein sind jezo: von
Hausen in Sargemünd, Ziegler und Compagnie in Frankfurth, Nell und
Bischon, ersterer in Trier, und letzterer in Rotterdam.
Diese samtliche besorgen den Einkauf zum Handel durch gemeinschaftliche
Factore, und theilen sodann das erkaufte Holz unter sich.
Mehrere derselben unterhalten in beholzten Gegenden, daher auch am Fuße
des Schwarzwaldes dergleichen Factore, wie dann die Geschäfte des von
Hausens nebst Ziegler und Compagnie, Rendenschwender der Jüngere in
Gagenau an der Murg verstehet - dessen Vater gereicht es zur Ehre, daß es
sich durch das wohlthätige Holzproduct von einem Holzhauer bis zum
vormaligen Factor, und jezig angesehenen Selbsthändler, und Badischem
Oberschultheißen von ausgezeichnetem Wohlstand emporgeschwungen. - Nell
und Bischon haben einen Böringer in Pforzheim zum Factor.
Die Besoldung eines solchen Bedienten kann von 800 fl bis 1000 fl und
mit Nebenaccidenzien wohl auf 2000 fl kommen.
Nächst diesem hat jeder Händler entweder nur auf einem derer
Hauptströhme, dem Rhein, Nekkar, Mayn, der Saar etc. oder auf mehreren
derselben zugleich seinen sogenannten Waldmeisterknecht, welcher mit dem
Factor den Einkauf besorgt, das Holz im Wald bis ans Wasser samt dem
Fuhrwerk veranstaltet, und eine Besoldung von 300 bis 300 fl hat.
Hierzu nun werden keine andere, als Holzhauer von geübtem Aug und langer
Erfahrung gewählt, die im Stande sind, einen stehenden Baum bis auf ½
Schuh in die Höhe und 1 Zoll in die Dicke, mittelst des Augenmaases, und
Abmessung des Baumschattens nach Schritten zu taxiren, es werden daher die
Bäume im Wald niemalen bey dunkler, sondern bey heiterer Witterung
aufgenommen2.
Wie unten ersichtlich, wird das körperliche Holzmaas von dem eichenen
Holz in Holland nach Pfenningen berechnet und erkauft, und eben deswegen
taxirt auch schon der Holländer Faktor nach einer gleichen
Berechnungsweise das zu erkaufende eichene Holz, um daraus für seinen
Erkaufspreis eine richtige Spekulation zu nehmen.
Er nimmt daher, um ganz sicher zu gehen, für den Balkenfuß, oder für ein
Stück Holz von 1 Fuß lang, und ein Zoll dick und breit, deren 144, auf
einen Kubikfuß gehen, nie mehr, als 1 Pfenning oder 1/16 [1/10?] Stüber,
oder den 320sten Theil eines Holländischen Guldens, als denjenigen Preis
an, unter welchem das Holz niemalen in Holland verkauft wird.
Hier ist eine solche Rechnung. Zum Beyspiel!
Angenommen, daß in einem Wald 10 aufrecht stehende Bäume nach ihrer Höhe
und Dicke abgeschätzt, und zusammengerechnet 400 Schuh in die Länge und
215 Zoll in die Dicke messen, so wird die Länge und Dicke vorderist in die
Anzahl der Baume getheilt, um zu bestimmen, wieviel auf einen Baum an
Länge und Dicke in der Mittelzahl trift, was bey gegenwartigem Fall 40
Schuh lang und 21½ Zoll dick seyn würde. Dann setzt man für die Breite
der Ursache immer einen Zoll weiter, weil der Gewohnheit nach, das
Stückholz besser ins Gesicht zu arbeiten, der Baum immer mehr breit als
dick behauen wird, endlich werden alle Dimensionen von Länge, Dicke und
Breite in einander multiplicirt, nemlich
Die also erkaufte Hölzer werden unter der Aufsicht diefer
Meisterknechte erhauen, an die nächste Wasserstraße auf der Achs geführt,
und sodann unter weiterer Aufsicht eines Flozmeisterknechts, welcher das
Flozfabriciren besorgt, und mit dem Floze selbst so weit geht, bis ihn
entweder der Principal selbst oder dessen Factor übernimmt, mit Schif und
Geschirr des Prinzipals bis Mannheim oder Maynz in Partikular-Flözen
gebracht; die Besoldung des letztern kann auf 600 fl zu stehen kommen.
In Mannheim, beym Einfluß des Nekkars in Rhein, desgleichen des Meyns in
Kassel nächts Maynz werden als auf den ersten Sammelplätzen der Rhein und
Maynflötze, welche letztere Fichtelbergisch-, Bareutisch-, Bambergisch-,
und Würzbürgisches Fichten- und Weisthannenholz führen, die sogenannte
steife Stücker (davon zwey nebeneinander gestellt, den Körper des
Hauptflozes ausmachen) zusammen gefügt, insgemein 10 Mast, das heißt: 10
Stamm 70ger Thannen, jede zu 72 Schuh, mithin in Ganzen 720 Fuß lang, die
Breite kan von 40 bis 80 Fuß seyn, von welcher das Stück seine Benennung
hat, daher ein 40ger, 50ger, 60ger etc. Stück. Die Böden werden von
Holländer Thannen, zuweilen auch mit untermischten Eichen so bündig
möglicht zusammen gelegt, die 40ger Stück mit Dickbalken, das übrige aber
mit Thannen und Meßbalken die Breite hin querrüber Knieweis überbunden,
und mit birkenen Saarwieden, eisernen Klammen und Nägel aufs haltbarste
festgemacht; dann wird der Boden mit Eichenholz beschleift, und nach
Verhältniß der Wassertiefe auf 4½ bis 5 Fuß unter Wasser gehend, beladen
- die leere verborgene Zwischenräume heisen bey solchen Flözen Kammern -
mit diesem Floz gehet sofort die Fahrt durch Gebirg und Rheingau vor sich;
wann solcher nun die mehr berufene, als gefährliche Felsen und Strudel
zwischen Bingen und Koblenz glücklich vorbey gefahren hat, auch die Mosel
und Lahn mit dem Strohm vereinet sind, so wird zu Andernach, Linz, Namedy,
und dortiger Gegend bis ober Bonn mit diesen Stücken angelandet, und da
endlich ein Kapital Floz zusammen gesetzt, indem die dahin gebrachte
steife Stücker nochmalen mit Eichenholz beschleift, und so beladen werden,
daß solche 7 Fuss unter Wasser nach Verhältniß des Wasservorraths gehen,
dann stellt man 2 dergleichen, z. E. ein 60ger und ein 70ger Stück
nebeneinander, überbindet und spannet solche mit Thannen zusammen, und
setzet vornen gemeiniglich 3 oder 4. Knie - bewegliche kleine Flöze, die
durch ihr Verflözen beim steifen Hauptfloz die nöthige Richtung
verschaffen.- Ist nun also alles aufs beste verbunden und veste, so werden
die nöthige Herren-, Proviants-, Knechts-, Volks-Hütten etz. von Bretten
aufgeschlagen, neben und hinter dem Floz gegen 30 bis 36 Achen - vor die
Anker - mitgeführt, die Streichen hinten und vornen in Bewegung gesetzt,
und so nach dem Wink und Ruf des auf dem erhabenen Steuermanns Stuhl
kommandierenden Steuermanns mit dieser ungeheueren Masse fortgefahren.
Zur Rückfuhr samtlicher Flozgeräthschaft gehet noch ein Rheinschiff
beyher, welches um des Raumes willen auf dem Abriß nicht gezeigt werden
können.
Alles vorgesagte wird durch die Zusammenhaltung mit den angehängten
zweyen Kupfern Tab I. und II. anschaulich werden. Reisende Beobachter
erinnern sich dieser schwimmender Dörfer als eines bezaubernden
Schauspiels des majestätischen Rheins.
Gemeiniglich besteht dessen Personale aus dem Flozherrn und seiner
Familie, oder auch dem Factor als Direktor, 2 bis 3 Köchen, 1 Steuermann,
450 Gemeinvolk zu Ruderknechten und gegen 70 bis 80 Mann Ankervolk.-
Beides meistens Kurkölnisch und Trierische Unterthanen, die sich bey
Ausrufung einer solchen Fahrt versammelt zeigen, - ein zwischen Himmel und
Wasser ganz beugsamer Abschaum von Waghälsen, - dessen Dienst eigentlich
blos das Lichten und Werfen des Ankers ist; endlich finden sich auch
darauf einige Flozmeisterknechte, gegen 2 Hüttenbedienten, 1
Proviantmeister, und 1 tüchtiger Metzger, zusammen etwa 530 bis 550
Personen, Anker- und Gemein-Volk empfangen nebst der Schiffskost, so bis
Andernach in Bier, Brod, Käs, und Hülsen Früchten besteht, von da aber
weiter hin noch eine Zulage von täglich frischem Fleisch erhält, an Gold
für die Station von Mannheim bis Meynz, jeder Mann 1 fl 30 kr und von da
bis Andernach 2 fl und dann vollends nach Dordrecht 7 fl 30 kr.
Der Steuermann, dessen Geschick im genauesten Verstand die Wohlfahrt des
ganzen Flozes überlassen ist, kann von Mannheim bis Meynz, je nachdem man
eins wird, und das Floz groß oder klein, überhaupt 70 bis 100 fl nebst der
Kost am Herrn Tisch zu Lohn bekommen. Von da wird ein Ridesheimer
Steuermann, von einem gewissen Geschlecht, welchem diese Kenntniß
besonders eigen seyn soll, genommen. Dieser erhält entweder Reiseweis, von
Maynz bis Andernach auf einem Stück-Floz 150 und von da bis Disseldorf 300
fl - neben dem, daß der Bakenknecht noch auf 33 fl, die übrige 12
Steuerknechte aber jeder auf 20 fl zu stehen kommen, oder der Steuermann
erhält auch, je nachdem die Uebereinkunft, überhaupt neben der Kost von
Disseldorf bis Maynz 1000 fl dabey ist derselbe so galant, entweder noch
ein Stückchen Holländer Ziz vor die Frau Steuermännin zu gewärtigen, oder
aber das Floz auf den Stumpen zu führen.
Der Hausische Steuermann, Johannes Jung von Ridesheim beziehet jährlich
ein ansehnliches Wartgeld von 600 fl, dafür darf er aber, ehe und bevor
die Hausische Flöze an Ort und Stelle sind sonsten niemand dienen.
Zu Disseldorf gehet dieser auf das Flozherrn Kosten in einer kleinen
Jagd zurück, und man nimmt nur bey dem Verfolg der weniger gefährlichen
Rheinfahrt einen National Holländer, dem man neben der guten Kost
überhaupt 100 Ducaten lohnet; die häufige oft schneckenförmige Krümmungen,
die Felsen und Inseln des Strohms, und dabey die Länge, Breite, und
Unbeugsamkeit einer ungeheueren Holz-Maschine erheischen allerdings eine
zuverläsige practische Schifferkenntniß, und vorzüglich ein scharffes
Augenmaas des ersten Steuermanns, worohne alles zu Trümmern gehen würde;
für gewaltsame durch Sturm verursachte Zerborstung kann solche freylich
nie bürgen. So scheiterte 1783 ein Nellischer Floz nächst Varch; Immerhin,
obschon minder schmerzlich ists dem Flozherrn, wenn Monathe lang derselbe
stille liegen, und der benöthigsten Wassertiefe harren muß, da der
tägliche Aufwand eines Flozes obiger Gröse wenigstens auf 250 fl und
wochentlich, den üblichen Aufwand vor die honneur mit eingerechnet, auf
1800 fl, zu stehen kommt.
Unterhalb Meynz wird gewöhnlich das Getränke, oft einige Stück Wein als
Schleichhandel, zu Andernach sodann der nöthige 204 Mundvorrath, 8 bis 10
Mast-Ochsen, eben so viel Hämmel und Federvieh eingeladen. Von Mannheim
bis Andernach sind mit Einschluß beyder 12 und von da bis Dordrecht 28
Zollstätte - den Flozherrn eben so viel Prüfungsorte, wie die sich in der
kostbaren Kunst üben, die Herzensmilde der Zoll-Herrn durch beschwerliche
Schlüssel zu eröfnen.
Nach Verhältniß der Oblast kann bey der angenommenen Flozgröße von 720,
und samt den Anhängen gegen 1000 Fuß lang, 130 breit, und 7 Fuß unter
Wasser, der Zoll 50 bis 60 000 fl die übrige Frachtkosten aber nicht
minder, mithin der ganze Kosten von Mannheim bis Holland 120 000 fl
austragen. In Andernach darf der Flozherr richtig bey ordentlichem Gang
seine gehabte Auslagen auf 2 Drittel, und von da bis Dordrecht das letzte
erforderliche Drittel des ganzen der Reise-Kosten berechnen.
Der Floz wird an den Zollstätten von Andernach an mit einer sogenannten
Fuderkette gemessen, und kubisch nach Fudern berechnet. Auf eine solchen
Fuder rechnet der Zoller gewöhnlich 50 Haupttannen und 20 Eichen, - 8
Wagenschoß für die Eich gerechnet; - Ist der Fudergehalt berichtigt, so
sollte jedes Fuder dem Zolltarif gemäß verzollet werden, was aber nicht,
sondern mehr nach Gutdünken geschiehet. Wenn bey günstigem Wind und Wasser
ein Flozhändler zwey Kapitalflöße gen Holland in einem Jahr liefert, - wie
dann im Jahr 1785 von Hausen 3 Flöze nach Holland führte, und welchen das
letztere ein 80ger Stück ware - dann ists eine große und zugleich
glückliche Unternehmung.
Ein solcher Handel erfordert nichts geringeres, als eine Baarschaft von
5. bis 600 000 Rthlr mithin das doppelte der von Herrn Kammerassessor
Hüppeden angegebenen Summe; - und wann ein Floz obgedachter Größe, nach
Verhältniß seiner Oblast dem Werth von 300 000 Rthlr Mehr oder minder nahe
kommen kann, so ist Herr Hüppendens Angabe etwas über die Helfte zu hoch -
freylich von der Vermuthung ausgehend, - den Holländer komme der
Cubicschuh 1 Ducat, und Herr Bisching will das Eichenholz gar nach dem
Gewicht verkauft wissen. Indessen ist weder das eine, noch das andere
dagegen so viel richtig; um den Preiß eines eichenen Stück Holzes zu
bestimmen, berechnet der Flozeigenthümer dasselbe schon obengedacht, dem
kubischen Gehalt nach, und da wird insgemein der Verkauf eines Stücklein
Holzes von 1 Fuß lang 1 Zoll breit und dick, oder eines Balkenfußes, als
1/144tel eines Cubikschuhs, zum Maaßstab genommen. In gegenwärtigen
Zeiten, nun steigt der Werth selten über 1½ Pfennig, und nie unter 1
Pfennig, deren 16 - 1 Stüber, oder gegen 3 kr sind.
Der Kubikschuh kann also mittlerem Preiß gegen 11½ Stüber oder 43¾ kr.
kommen. Immer noch theuer genug, wenn solchemnach eine eichene Ruthe von
50. Fuß lang und 20. Zoll ins geviert dick, bey uns etwa zu 6. fl. bis 8.
fl. - in Holland auf 78. fl kommt; eben diese müßte nach Herrn Hüppedens
Rechnung einen Werth von 695 fl haben - offenbahrer Verstoß!
Sind unter einem ganzen Floz einige sehr gesuchte Stebens, das heißt,
eichene Hölzer geformt, wie Nro. I. oder wie ein S. bey Nro.2. Siehe Tab.
I. N. I. und 2. so kann eine an sich schlechte Partie Holz mit gutem
Gewinn verkauft werden, indem so ein Stebens gleich Nro. I von z. E. 49
Schuh lang und 33 Zoll in die Bucht 25 Zoll dick, und 27. Zoll breit zu
den Kriegsschiffschnäbeln für 1000. fl. verkauft werden3.
Noch will ich mit dem Leser dem Floz bis an den sogenannten Bisenbosch
nächts Dordrecht nachgehen, hat er da glücklich gelandet, so wird es
abgewerkt, das ist, jede Holzgattung kuppelweis zusammen gelegt, wenn das
Holz zuvor rein abgewaschen, dann besonders aufgestellten Commissionairs
oder Makalaers - Männern von hinlänglich sicherdem vermögen - unter denen
Boonen van Eysden et Compagnie die angesehenste und berühmteste sind, zur
ofentlichen Auction oder Vyling mit Vorbehalt des letzten Aufgeboths
übergehen, wo sofort auf eine bestimmte Zeit-Sicht - das Holz verkauft,
dem Kommissionair aber vom Käufer und Verkäufer 1½ bis 2 Procent
Provision bezahlt wird, dagegen ist er auch zu einem ansehnlichen Vorschuß
noch vor dem übereingekommenen Zahlungstermin gegen übliche Verzinsung
willfährig, übrigens muß er für die Bezahlung des Holzes selbst, oder del
credere durchaus haften.
Schon gedachte Boonen van Eysden et Compagnie sollen jährlich wenigstens
40 000 fl Auf solche Art Provision machen, und eine unglaubliche Summe
Geldes umsetzen.
Diß angesehene Handlungs-Haus läßt Kauffartheyschiffe auf seine Rechnung
bauen, und verkauft solche mit Gewinn der ostindischen Compagnie.
Des Geschäftsgangs beym Absatz unkundig würde ein Flozherr seinen
Vortheil übelbedenken, wenn er sein Holz durch eigene Besorgung zu
verkauffen sich unterfienge, unter der Machination der schlauen Makalaers
erliegend, wäre er nach einer konstbaren Guarantine doch am Ende
gedrungen, den methodischen Verschluß mit ihnen einzugehen.
Der Flozherr oder sein Sachverwalter kehrt nach besorgtem Absatz mit der
Post, die Gerätschaft aber in obgedachtem Schiff auf Wasser zurück.
Die Preise des eichenen Schiffbauholzes können übrigens, durch die
Ueberführung mit Nordischem Holz mit einemmal auf eine gewisse Zeit sehr
herabsinken, wie z. E. im Jahre 1783. nach erfolgtem Frieden mit den
amerikanischen Freystaaten geschah, deßwegen ein Ostseehändler - Jacob
Haagen und Sohn mit 1.600.000. fl. damalen umgeworfen. Dahingegen das
gespaltene oder eichene Stückholz zum ökonomischen Gebrauch immer seinen
Wehrt behauptet. Will man sich dessen erinnern, was oben von den in
unseren Gegenden erkauften Holländertannen gesagt worden - daß sie nemlich
mit einer geringen Ausnahm nur als Mittel, um das eichene Holz als die
Hauptsache zu transportieren nothwendig sind, so wird man um so eher der
practischen Wahrheit trauen, daß der Holländer beym Wiederverkauf dieses
Wagens in Dordrecht meistens baren Verlust hat, und sich glücklich
preiset, dafür seinen Ankauf ohne Ersatz der Frachtkosten wiederum zu
erhalten - ein Verlust, welcher allerdings im Ganzen von Belang ist, und
daher den reinen Gewinn am eichenen Holz um eben so viel vermindert.
So wie Dordrecht das Magazin der rheinischen - so ist Amsterdam, Sandam
und Sardam dasjenige der Nordischen Hölzer. Fürs Wohl unsers Vaterlandes
muß jeder Patriot mit mir von Herzen wünschen, das die Quellen dieses
wichtigen, nicht nur einzelnen Familien, Wohlstand und Reichthum, sonder
auch so vielen Menschen und sonderheitlich dem Waldmann des Schwarzwaldes
ergiebigen Unterhalt verschaffende Activ Handel nie versiegen gehen möchte
- Wenns nur weiterhin nicht an der Hauptsache dem Eichenholz gebricht -
denn wozu der Wagen, wenns nichts zu laden giebt? Besorgnisse, welche
wenigstens mir das Heitere der Aussicht dann und wann trüben.
________
1 F.W. König, Beiträge zu
der Practischen Forst- und Floszhandels-Wissenschaft, in: Forst-Archiv zur
Erweiterung der Forst- und Jagd-Wissenschaft und der Forst- und
Jagdliteratur, W.G. von Moser [Hg.] 7. Band, Ulm 1790, pp. 122ff.
2 Also mit keinem
Micrometer, Erdmesser, Holzmesser oder andern sinnreichen
Erfindungs-Stückgen aus einem ökonomischen Raritäten-Kästgen, die uns die
Forstbücher hie und da anpreisen, und schön zu sehen - aber von keinem
praktischen Nutzen sind, und es nie seyn werden, man demonstrire auch
davon herunter, was man will.
3 Dem Forstmann wünschte
ich ins Gedächtniß zu bringen, was Herr Hofrath Jung in seinem Lehrbuch
der Forstwirthschaft, Mannheym 1737, bey Abhandlung der Forsttechnologie
S. 947 hieher gehörig sagt. "Aber auch krumme Stämme von allerhand Art,
wenn sie nur gesund sind, werden sehr nützlich verbraucht, besonders zu
Wasserrädern, vornemlich aber zum Schiffbau. Da nun Stücke, welche die
gehörige Krümme haben, sehr schätzbar sind, und öfters mehr kosten als
gerad Holz, so sieht man leicht ein, wieviel ein Forstbedienter versäumt,
welcher einen schiffreichen Fluß in der Nähe hat, den Nutzen des
Krummholzes nicht weiß, und dasselbe in Klafterholz schlägt - ich möchte
hinzusetzen, überhaupt ', nicht auf die höchst möglichste Art zu
verwehrten weiß. Es würde zu weitläuftig fallen, wenn ich alle Stücke, die
zum Schiffbau gehören, beschreiben wollte, der Forstmann muß sich genaue
Modelle von allen zum Schiffbau gehörigen Stücken geben lassen, wobey
zugleich alle Theile der Größe bestimmt sind. Die Stämme zum Kiel müssen
von den allerstärksten und durchaus geraden Hölzern gemacht werden. Ein
Klotz der 40 Schuh lang, und 13 bis 20 Zoll ins Geviert dick ist, kann
darzu verwendet werden. Die Mastbäume erfodem ebenfalls sehr lange gerade
und dicke Stämme." Etc. Und eben diese dem Forstmann unentbehrliche
Kenntniß des Holländer-Holzhandels wird wiederholt verlangt. Modelle sind
wohl nicht thunlich, genug ists, wenn der Forstmann historisch den
Gebrauch weiß und darüber spekuliren kann; was Herr Jung § 1054 gegen dem
Holländer-Holzhandel sagt, mag sich zwar auf wirkliche Thatsachen gründen,
nur ist aber da, wo die Abgabe von dergleichen Forstwaaren, wie hier zu
Land, unter der Aussicht der ökonomischen Collegien des Staats und nicht
willkührlich geschehen, nicht anwendbar: alle auf den Forstmann
angewendete Fahungsmittel würden vergeblich seyn; dann er darf seine
Vorschrift nicht überschreiten, eben so wenig stehen die Preise weder in
des Nehmers noch Gebers Gewalt, alles ist schon accordirt, und vom
Traguiren der Holländischen Ueppigkeits-Waaren gegen Holz kann in unsern
Gegenden gar nicht die Rede seyn, ja ich zweifle, ob auch in anderen, da
gewöhnlich der Holländer das Holz mit baar Gold bezahlt, auch mit sonst
nichts handelt. Freylich nimmt die Waare des.Luxus eine grosse Summe nach
Holland. Allein wenn diß nun doch einmal so seyn muß, so möcht ich sagen,
wohl dem Land, das diesen Schaden mit dem was es von eigenem Produkt über
seine eigene Bedürftniß entbehren kann, zu lindern, und die Passivschale
in etwas aufzuwägen weiß.