"Die
Wittinne ist ein roh aus Fichtenholz gezimmertes Schiff, das aus
Rußland stammt und ursprünglich nur zu einer einmaligen Fahrt auf
dem Memelstrom und dem Pregel abwärts bis Königsberg oder auf der
Weichsel abwärts bis Danzig bestimmt war. Die Tragfähigkeit geht bis
zu 300 t. Die Abmessungen schwanken von 20 m bis 65 m Länge und von 5
m bis 7 m Breite. Die Seitenhöhe ist 1,5 m bis 1,8 m und der Tiefgang
höchsten 1,2 m.
Der das Mittelschiff einnehmende Laderaum hat
ein dachartiges Verdeck aus losen Brettern, die auf leichten Sparren
und Ständern ruhen. In der Mitte ist es hoch gehoben, damit das dort
am Boden in der 'Gäte' reichlich angesammelte Leckwasser durch
Wurfschaufeln über Bord geschafft werden kann. Der vorne und hinten
scharf zugeschärfte Schiffskörper ist nur aus leichten, dünnen
Brettern gebaut, deren Fugen gewöhnlich mit Moos gedichtet werden.
Das lange Streichruder ruht in einem Ausschnitt der Bordwand neben den
Hintersteven, an dem es durch Seile locker befestigt ist. Früher
wurden die Wittinnen am Ende der Reise in Königsberg und Danzig
verkauft und meistens zerschlage; zuweilen wurden sie aber auch noch
längere Zeit im Ortsverkehr zur Beförderung von Baustoffen u.dgl.
benutzt. In neuerer Zeit kommen nur sehr wenig Schiffe dieser Art nach
Deutschland."
Oskar Teubert, Binnenschiffahrt,
Band 1, 1912, S.267ff. |