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de Schnieke  
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"Die engere Heimat der Schnieke ist der Oberrhein zwischen Germersheim und Straßburg, doch erstreckt sich ihr Wirkungsbereich bis Köln. Auf dem Niederrhein dürfte sie sich nicht nachweisen lassen, da sie nur in Mainz stapelfrei war. ...
Das Merkmal dieses Typs ist der lange schmale Grundriß sowie das stark aufgebogene und hochgezogene Vor- und Hinterschiff. Durch die in einer Nase zusammenlaufenden Kaffen erhält das Fahrzeug eine ausgesprochen spitze Gestalt.
Eine weitere Eigenart zeigt die Schnieke in der Ausbildung des Vordeckes. Dieses nimmt nur die hintere Hälfte des Fahrzeugs ein und liegt außerordentlich hoch, so daß der dachartig abgedeckte Vorderteil dieses Raumes häufig noch über die Höhe des Vor- und Hinterschiffs hinausragt. Vom Ende dieser Abdeckung läuft die Deckwegerung unter gleichzeitiger seitlicher Zusammenziehung schräg nach unten und endet in einer Spitze im Heck etwa auf der Höhe der obersten Bordplanke des Mittelschiffs. Hierdurch entsteht die prismatische Deckform, die für alle Schnieken und Illernachen bezeichnend ist. Auffallend ist hier, daß bei der Schnieke der Querschnitt des Schiffskörpers im Mittelschiff ganz unvermittelt wechselt. Hier findet sich häufig eine fast senkrechte Außenwegerung.
Die Abmessungen der Schnieke dürften denen des Schelchs nahegekommen sein. Im 18.Jahrhundert betrug ihre Länge bis zu 20 m, ihre größte Breite 3-3,50 m und die Ladefähigkeit 15-20 t. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts treffen wir Schnieken mit 25 m Länge, 4,0 m Breite und einer Tragfähigkeit von 40 t.
Kleinere Schnieken bis zu 15 t finden sich besonders auf der Ill und Breusch unter der Bezeichnung Illernachen. Dies dürfte ohnehin die ältere Bezeichnung dieses Typs sein. Um die Mitte des 17.Jahrhunderts besaß ein Illernachen von 13 t Ladefähigkeit eine Länge von 12,50 m, eine größte Breite von 3,10 m und einen Tiefgang von 0,85-1,25 m.
Die Schnieken werden wir Ruderschelche durch ein Senkruder gesteuert, die kleineren Illernachen wurden auf der Ill und Breusch mit Bundstaken geführt, auf dem Rhein erhielten sie Streichruder.
Das Alter dieses Typs ist nicht mehr festzustellen, immerhin waren Schnieken um 1630 auf dem Oberrhein allgemein im Gebrauch. In W.Hollars Kölner Plan von 1636 besteht die erste Gruppe der Fahrzeuge, die 'Oberländischen', zum Teil aus Schnieken. 1629 werden sie im Gegensatz zur Lauertanne als 'eychen Nachen' erwähnt. Ihre Größe wurde, wie häufig am Rhein, nach der Zahl der Bordplanken bezeichnet als 'Dreybott oder Vierbott Schiff'.
Im Jahre 1717 wendet sich die Straßburger Zunft gegen die überhandnehmende Verwendung der Illernachen auf dem Rhein. Aus Gründen der Betriebssicherheit solle sie nunmehr nur nach vorheriger Prüfung durch die vereidigten 'Fertiger' der Straßburger Zunft auf dem Rhein gebraucht werden. Diese Verordnung wurde auch in die neuen Zunftstatuten des Jahres 1752 übernommen."
(K.Schwarz, Typenentwicklung, S. 77ff)