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de Kurischer Reisekahn  
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"Der Kurische Reisekahn ist ein hölzernes Haffschiff, das auf dem Memelstrom, Kurischen Haff, Deime, Pregel, Frischen Haff [bis Elbing] und auf der unteren Weichsel [bis Danzig] verkehrt.

Die auf diesen Wasserstraßen vorhandenen Brücken sind mit Durchlaßöffnungen für die festen Masten dieser Schiffe versehen. Sie tragen deren einen oder zwei, zuweilen noch einen kleineren Treibermast am Heck. Sie sind gedeckt und zum Segeln mit reichlicher, fester Takelung ausgerüstet. Neuerdings werden nur größere Reisekähne von 100 bis 250 t Tragfähigkeit gebaut. Sie sind über alles 25 m bis 35 m (selten bis 40 m) lang, 5 m bis 6,4 m breit und an der Seite mittschiffs 1,8 m bis 1,9 m hoch. Der Leertiefgang beträgt etwa 0,4 m, der größte Tiefgang 1,6 bis 1,8 m.

Die Schiffe sind sehr kräftig gebaut und darum schwer. Die Lebensdauer kann 30 Jahre betragen.

Der mittschiffs befindliche Laderaum hat im festen Deck auf ganzer Länge eine Luke, deren Luksülle nach Art eines Tennebaums angeordnet und 'Rieswände' genannt werden. Der vordere Teil ist 0,4 m hoch, der hintere ist höher und dient im hintersten Stück als Küche und Kajüteneingang. Ringsherum läuft ein Bordgang von etwa 1 m Breite. Die Luke wird durch gekrümmte Lukendeckel geschlossen, die auf Rinnsparren ('Rinnbogen') ruhen. Zum Löschen und Laden wird die Gaffel und eine einfache, am vorderen Mast angebrachte Winde benutzt, die auch zum Verholen dient. Am Bug ist eine hölzerne Ankerwinde zwischen den Bordwänden eingebaut, die mit hölzernen Handspeichen bewegt wird. Für den Boden wird in der Regel Fichtenholz, im übrigen Eichen- und Kiefernholz verwendet. Das kurze, hohe Ruder ist durch Fingerlinge am Hintersteven befestigt.

Die Form ist aus den Linienrissen ersichtlich. Das Schiff hat viel Lehnung und Ablauf, ist am Vorsteven scharf und nach dem Hintersteven stark eingezogen, so daß es gut steuert."

(O.Teubert, Binnenschiffahrt, Band 1, 1912, S.265ff.)