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de Kadole
Spitzkadole
St-Dizier-Schiff
 
en    
fr toue
flûte
 

de
"Die Kadole ist ein Kanalschiff, dessen Heck durch eine senkrechte, ebene Wand gebildet wird, an der sich in der Regel zwei bis drei Steuerruder befinden. Die Abmessungen richten sich wie bei den übrigen Kanalschiffen nach den Schleusen. Die Kadolen sind meistens offene, hölzerne Schiffe, deren Boden und Wände mit Senteleisen und Moos gedichtet sind. Sowohl der Pferdestall wie die Kajüte sind oft nicht fest in das Schiff eingebaut, sondern bewegliche Hütten, namentlich bei den französischen Kadolen ("Toue"), die von der Saône aus dem Departement Doubs stammen. Diese Schiffe haben ein prahmartig aufgebogenes, aber stärker gekrümmtes Vorschiff, ähnlich wie die Waidlinge. Die dargestellte Kadole ist 36,85 m über alles lang, 5,02 m breit und in der Mitte 2,08 m hoch. Die Tragfähigkeit ist bei 1,8m Tauchtiefe 250 bis 270t. Der Leertiefgang beträgt 28cm, der Völligkeitsgrad der Verdrängung 0,97. Der Boden ist am Heck etwas angehoben. Die beiden durch eine Stange zwischen den Helmhölzern verbundenen Ruder werden im beladenen Zustande benutzt, während bei leerem Schiffe nur ein Mittelruder gebraucht wird.

Wenn die Kadole im Vorschiff zugeschärft wird, so daß sie nahezu halbzilindrische Form bekommt, und mit einem meistens etwas gekrümmten Vorsteven versehen wird, nennt man sie Spitzkadole (in Frankreich "Flûte"). Der Boden wird vorn ziemlich stark angehoben; das Hinterschiff ist ebenso wie bei den anderen Kadolen gebaut. Der Völligkeitsgrad der Verdrängung ist dann 0,95.

Wenn das Hinterschiff der Spitzkadole namentlich im unteren Teile stark zusammengezogen und nur noch ein Steuerruder an einem Hintersteven angeordnet wird, nennt man sie ein St.-Dizier-Schiff, weil diese Schiffe dort an der Marne meistens gebaut werden. Der Boden wird am Heck in der Regel stark angehoben und der Völligkeitsgrad sinkt auf 0,94. In Frankreich werden diese Schiffe oft gleichfalls Flûte genannt. Eine Eigentümlichkeit ihrer Bauart besteht darin, daß die Bordwände durch von innen aufgenagelte Leisten gedichtet werden."

Oskar Teubert, Binnenschiffahrt, Band 1, 1912, S.304ff.